Mittwoch, 28. März 2007

England-Iran-Akt

bootinirak


Der Druck der Beweise

Es war ein Akt der Piraterie. Von Iran. Trotzdem bemühte sich London mit Engelsgeduld goldene Brücken zu bauen. Jetzt legen die Briten entlastende Satellitenbilder zur Entführung ihrer Soldaten vor - und Teheran wankt.
Ein Kommentar von Wolfgang Koydl, London

Niemand kann der britischen Regierung vorwerfen, dass sie nicht versucht hätte, den Konflikt um die Geiselnahme ihrer Seeleute ohne großes Aufhebens zu lösen. Gemessen daran, wie schwerwiegend der iranische Akt der Piraterie war, bemühte sich London mit Engelsgeduld, Teheran goldene Brücken zu bauen: Man könne sich darauf verständigen, dass es sich um ein bedauerliches Missverständnis gehandelt haben könnte, so die Botschaft britischer Diplomaten. Lasst unsere Leute frei - und Schwamm darüber.

Doch aus Gründen, die sich rationaler Erklärung entziehen, beschritt Teheran diese Brücken nicht. Damit ist zumindest sichtbar geworden, welche Seite die Eskalation suchte: Iran. Denn trotz der schärferen Wortwahl hat man in London die echten Folterinstrumente noch nicht ausgepackt: Dass ,,alle offiziellen Kontakte eingefroren‘‘ werden ist jedenfalls weit entfernt von anderen diplomatischen Strafen wie einem Abbruch der Beziehungen, ganz zu schweigen von militärischen Maßnahmen.

Großbritannien scheint vorrangig daran gelegen zu sein, nach Art eines umsichtigen Anwaltes viel Beweismaterial zu sammeln, bevor der Fall vor Gericht kommt. Die Satellitendaten, die vom Verteidigungsministerium vorgelegt werden, sind wesentlicher Bestandteil dieses Materials, und sie scheinen schwer zu erschüttern zu sein. GPS-Daten sind bis auf 30 Meter genau, das Positions-System der Patrouillenboote registrierte einen Standpunkt mehr als drei Kilometer von der Hoheitslinie entfernt - also weit jenseits der technischen Fehlermargen.

Dummdreiste Farce um GPS-Daten


Den wichtigsten Beweis für die britischen Argumente dürfte unfreiwillig Teheran selbst geleistet haben. In einer Farce, die man nur als dummdreist beschreiben kann, legten die Iraner einen Tag nach der Geiselnahme erste Koordinaten über den Ort des Zwischenfalles vor. Dumm nur, dass diese Längen- und Breitengrade den Schauplatz des Geschehens in irakischem Gewässer platzierten. Zwei Tage später wurden dann mit großer Dreistigkeit neue, ,,korrigierte‘‘ Koordinaten präsentiert: Nun hatte man den Schauplatz 500 Meter weit über die Grenze nach Iran hinein verschoben.

Britanniens erhobener Zeigefinger scheint Wirkung zu zeigen: Kurz nach dem Auftritt der Außenministerin Margaret Beckett vor dem Unterhaus hieß es, dass die einzige weibliche Geisel freigelassen werden könnte. Und aus dem iranischen Außenministerium drangen zum ersten Mal seit Beginn der Krise beschwichtigende Töne, auch wenn die so klangen wie die Worte eines Straßenrowdys, dessen Opfer sich unverhofft als zu stark entpuppt: ,,Ist ja gut, hab’ dich nur nicht so, wir können uns doch sicher gütlich einigen.‘‘ Eine gütliche Einigung scheint auch zu diesem Zeitpunkt nach wie vor möglich. Das ist eine ermutigende Nachricht, zumal da sie eine Lektion für die Zukunft birgt. Im Umgang mit Regimes wie jenem in Teheran führen eher Einigkeit und Stärke zum Erfolg, nicht eilfertige Konzilianz und Kompromisse.

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